Einsatz in der Teddyklinik

An der Teddyklinik der Universität Witten/Herdecke wird ein Hase liebevoll verarztet
  • Studium & Lernen
  • 20.02.2017

Das Röntgengerät ist aus Pappe, der Doktor - scherzhaft OBÄRarzt genannt - noch im Studium. Aber ansonsten ist hier alles echt: Spritzen, Pflaster, Verbandszeug, Stethoskop und Reflexhammer. In der Teddyklinik kommen viele Kindergarten-Kinder zum ersten Mal bewusst mit medizinischen Equipment in Berührung. 

Abhören, röntgen, verarzten - Alltag in der Teddyklinik

Die Idee der Teddyklinik: „Man will die Kleinen spielerisch an das Thema heranführen“, erklärt Astrid Schulz, die sich gerne an das Ehrenamt als OBÄRärztin in der Teddyklinik München erinnert. Die Kindergarten-Kinder sollen schon möglichst früh Gelegenheit bekommen, sich in gesundem Zustand mit Krankheiten und Heilung auseinander zu setzen. Als kranke und verletzte Statisten dienen die mitgebrachten Kuscheltiere, sie werden kindgerecht verarztet.

Step eins: Die Anamnese

Dabei gilt es in der Teddyklinik zuerst einmal in einer Mini-Anamnese herauszufinden, was dem plüschigen Freund fehlt, das mussten sich die kleinen Besitzer nämlich vorher überlegen. Nach „Wo tut es weh“ und „Wie ist das genau passiert“ folgt dann die Untersuchung. Es wird abgehört, abgetastet, die Knochen im Pseudo-Röntgen fotografiert bis die Diagnose steht.

Da ist etwa Eini, das Einhorn, das zu schnell geflogen ist und sich bei Überschall-Geschwindigkeit das Horn verstaucht hat. Bommel, der Bär, der sich einen Bonbon ins Ohr gesteckt hat, um ihn zu verstecken, sehr schmerzhaft. Oder Schildkröte Rita, deren Panzer drückt, weil sie zu viele Gänseblümchen-Ravioli gefressen hat. „Die Phantasie der Kleinen ist unglaublich“, sagt Astrid Schulz. „Aber sie sind auch skeptisch. Manchmal wurde ich beim Abhören mit dem Stethoskop von den Kids darauf aufmerksam gemacht, dass in Stofftieren doch gar kein Herz drin ist. Da muss man kreative Antworten parat haben.“

 

Step zwei: Die Behandlung

Mit viel Herz geht es im nächsten Schritt zusammen mit dem kleinen Kuscheltier-Besitzer an die Behandlung. In der Teddyklinik wird gespritzt, operiert, verbunden, geschient und jeder der tierischen Verarzteten bekommt zum Schluss ein Pflaster oder einen Verband. „Das ist ganz wichtig. Für die Kinder ist das die Trophäe des Tages und der Beweis, dass alles echt war“, erinnert sich Astrid Schulz schmunzelnd. Neben diesen Standard-Behandlungen haben einige Teddykliniken außerdem spezielle Programme für Kinder, die demnächst ins Krankenhaus müssen. Die zukünftigen Patienten kommen mit ihren Kuschelfreunden und dann wird die Therapie an ihnen durchgespielt, etwa einkleiden für den OP, betäuben, Überwachung der Sauerstoffzufuhr, Verbringen ins Aufwachzimmer.

Mitmachen in der Teddyklinik - so geht‘s

Teddykliniken öffnen meist einmal im Jahr. Sie freuen sich über jede helfende Hand, egal ob du Erfahrung hast oder Ersti bist, Human- oder Zahnmedizin studierst oder Pharmazie. Hauptsache, du hast Spaß an der Arbeit mit Kindern. Manche medizinischen Fakultäten haben eigene Teddykliniken, andere besuchen die Kinder in der Kita oder haben einen Ambulanz-Stand auf dem Markt, manchmal ist eine Vorab-Schulung nötig und immer gibt es auf Wunsch einen schriftlichen Nachweis der ehrenamtlichen Tätigkeit. „Ich hatte großen Spaß und war erstaunt, mit welcher Ernsthaftigkeit die Kleinen mitmachen“, so Astrid Schulz.