Zahnarzt auf Mallorca

Palma de Mallorca
  • Beruf & Karriere
  • 09.05.2018

Vor knapp vier Jahren ist Dr. Philipp Vogelsang nach Mallorca ausgewandert. 2015 hat sich der 34-Jährige in die Dental-Praxis Liberix in Palma de Mallorca eingekauft.

Herr Dr. Vogelsang, warum ausgerechnet Mallorca?

Ich habe Land und Leute einfach schon immer gemocht. Die Kanaren waren von der Flugzeit etwas zu weit weg, außerdem ist es mir dort zu karg. Ich hatte auch das Festland ins Visier genommen, aber 2014 war die wirtschaftliche Lage dort sehr schlecht. Mallorca bietet nicht nur ein sehr internationales Ambiente, sondern auch das perfekte Klima.

Sind Sie eigentlich direkt nach der Facharztausbildung nach Mallorca gegangen?

Die ersten viereinhalb Jahre habe ich in Deutschland als Assistenzzahnarzt und später als angestellter Zahnarzt gearbeitet. Ich wollte Erfahrungen sammeln, bevor es ins Ausland geht. Für mich vereint der Beruf des Zahnarztes viele abwechslungsreiche Herausforderungen. Außerdem gefällt mir, auf unterschiedlichste Menschen zu treffen. Ob Gärtner, Anwalt oder Milliardär, zum Zahnarzt muss jeder.

Und in Palma haben Sie sich sofort selbstständig gemacht?

Nein, das würde ich auch niemandem empfehlen. Ich habe im ersten Jahr angestellt gearbeitet, um zu schauen, ob Leben und Arbeiten auf Mallorca wirklich etwas für mich sind. Ein oder zwei Probejahre im Wunschland sind sinnvoll für jeden, denke ich. Außerdem sollte man vorher die Sprache lernen und damit rechnen, dass vor allem die ersten Jahre sehr anstrengend werden können. Um die erste Stelle hier zu finden, habe ich ungefähr 20 Bewerbungen geschrieben.


Wie haben Sie die Praxis gefunden, in der sie heute tätig sind?

Ich bin 2015 in eine bestehende Praxis eingestiegen. Der Kontakt entstand zufällig über eine Zahnarzthelferin. Palma war für mich von vornherein der beste Ort für eine Praxis, da hier das ganze Jahr über Normalbetrieb herrscht, anders als in den touristischen Hochburgen. In den dortigen Praxen ist in der Hauptreisezeit das meiste los. In der Nebensaison flaut es dann ab. Bei uns ist das anders: Im Hochsommer betreuen wir zwar auch wir jede Menge touristischer Notfälle, vor allem an den Wochenenden, da es hier keine zahnärztlichen Notdienste wie in Deutschland gibt. Im Schnitt behandeln wir in der Hochsaison zehn bis 15 Notfälle pro Tag.

Und zu anderen Zeiten im Lauf des Jahres?

Da kommen viele Einheimische und Residenten zu uns, häufig für umfangreiche prothetische Behandlungen. Auch für Schweizer Patienten ist Palma sehr interessant wegen der deutlich geringeren Kosten. Es gibt auf der Insel also auch eine Art Dentaltourismus. Palma ist ohnehin eine kosmopolitische Stadt, etwa die Hälfte unserer Patienten ist deutschsprachig.

Was läuft in Spanien für Zahnärzte anders als in Deutschland?

Das hängt davon ab, wie man seine Praxis führt. Ich betreibe eine Privatpraxis, deshalb habe ich natürlich kein so ein hohes Patientenaufkommen und kann mir mehr Zeit für meine Patienten nehmen. Mit den Gebührenordnungen ist es hier sehr viel einfacher. Es gibt nämlich keine. Jede Praxis darf prinzipiell die Preise aufrufen, die sie für angemessen hält. So gibt es „Discounterpraxen”, hauptsächlich betrieben von südamerikanischen Zahnärzten, die sehr günstig, aber leider nicht immer gut arbeiten. Meine Praxis orientiert sich ungefähr an der deutschen Gebührenordnung.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen und andere Institutionen?

Das ist recht unkompliziert. Was auch daran liegt, dass Zahnbehandlungen in der gesetzlichen spanischen Versicherung gar nicht inbegriffen sind. Man kann also Vertragspartner einzelner Privatversicherungen werden oder aber gänzlich privat abrechnen. Viele Versicherungen zahlen einen prozentualen Anteil der Rechnungssumme. Auch Themen wie Qualitäts- und Hygienemanagement werden hier anders gehandhabt: Es gibt zwar Vorschriften, aber es ist lange nicht so bürokratisch wie in Deutschland

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Und wie wird mit der Versicherung eines deutschen Urlaubers abgerechnet?

Deutsche Touristen, die privat versichert sind, erhalten wie üblich eine Rechnung und lassen sich die Kosten, je nach abgeschlossenem Versicherungsumfang, erstatten. Gesetzlich Versicherten schicken wir ebenfalls eine Rechnung, die sie dann bei ihrer gesetzlichen Kasse einreichen. Sofern sich jemand nicht länger als sechs Wochen am Stück im Ausland aufhält, erhält er den Kassenanteil erstattet. Wer eine Auslandsversicherung abgeschlossen hat, bekommt auch den Rest zurück. 

Ist es leicht, auf Mallorca Mitarbeiter zu finden?

Natürlich wollen viele das Abenteuer Mallorca wagen. Wenn man sich Personal aus Deutschland sucht, besteht aber immer das Risiko, dass die Vorstellungen von einem Leben auf der Insel doch anders sind und die Person wieder „zurückwandert”. Außerdem ist spanisch bei uns unverzichtbar, genau wie gute Englischkenntnisse. Die zwingende Dreisprachigkeit engt den Kreis natürlich etwas ein. 



Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Herausforderungen für einen deutschen Arzt, der sich hier niederlässt?

Eine Herausforderung ist sicher, dass man als deutscher Zahnarzt auf der Insel mittlerweile sehr viele Mitbewerber hat. Man muss sich also erst mal einen Namen machen durch gute und ehrliche Arbeit. Ein finanzielles Polster ist da sehr wichtig. Aber das ist ja zumindest in deutschen Großstädten auch so.

Können Sie sich vorstellen, wieder zurück nach Deutschland zu gehen?

Nein. Ich habe mich schnell an das spanische Leben gewöhnt, an die netten Menschen, die Lockerheit, die bessere Laune und mein Leben auf dem Land mit meinen Tieren. Es gibt nichts Schöneres, als im Januar bei 20 Grad mit einem Café con leche am Meer zu sitzen. 


Ist trotzdem noch etwas typisch deutsch an Ihrem Zahnarzt-Leben hier?

Die Terminvergabe. Wir versuchen, immer sehr pünktlich zu sein und Wartezeiten zu vermeiden.


 

Zahnarzt auf Mallorca  - so funktioniert’s

Aktuell praktizieren mehr als 30 deutsche Zahnärzte auf der Insel. Die rechtliche Voraussetzung ist die „Homologación“ des deutschen Universitätsabschlusses, also die Anerkennung des Staatsexamens bzw. der Approbation. Dafür müssen zahlreiche Apostillen besorgt, übersetzt und beglaubigt werden. Zuständig für die Beurteilung der Unterlagen ist in Spanien das Ministerium für Bildung, Kultur und Sport. Nächster Schritt auf dem Weg zur Zahnarzttätigkeit in Spanien ist die Anmeldung bei der Zahnärztekammer. Erst wenn sie ihre Zulassung erteilt hat, dürfen auch ausländische Dentisten zum Bohrer greifen.