Masterplan für das PJ Pharmazie

Bewerbung PJ Pharmazie Leitfaden
  • Studium & Lernen
  • 17.07.2017

Nach acht Semestern können angehende Pharmazeuten ihr Wissen im Praktischen Jahr (PJ) endlich unter Beweis stellen. Jan Harbecke ist stellvertretender Vorsitzender des Alumni-Vereins der Pharmaziestudierenden in Braunschweig. Für ScrubsMag hat er einen PJ-Masterplan erstellt. 

Auswahlkriterien für die öffentliche Apotheke

  • Checke, ob die Apotheke auf besondere Gebiete (z.B. auf Diabetes oder viel Laborarbeit) spezialisiert ist. Das erhöht deinen Erfahrungsschatz.
  • Auch eine hohe Kundenfrequenz ist für dich von Vorteil, da du den Umgang mit Kunden intensiv üben kannst.
  • Manche Apotheken übergeben ihren  Praktikanten ein eigenes Projekt. Auch das wirkt sich förderlich auf deine Kompetenzen aus.
  • Achte bei der Wahl der Apotheke auf die Struktur und Größe des Teams. Ist nur ein approbierter Apotheker im Team, kann er sich wegen der anfallenden Aufgaben eventuell nicht intensiv genug um dich kümmern.
  • Wichtig ist die Frage nach der Lage: Jetzt hättest du die Gelegenheit, eine andere Stadt oder Region besser kennenzulernen.

Sehr hilfreich ist das Portal Akademische Ausbildungsapotheke. Dort stellen sich zertifizierte Apotheken mit einem Kurzprofil vor. Auf dem Portal des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V. werden Apotheken von ehemaligen Pharmaziepraktikanten evaluiert und bewertet.

Auswahlkriterien für die zweite Praktikumsstation

Neben dem sechsmonatigen Praktikum in einer öffentlichen Apotheke hast du die Möglichkeit, an einem zweiten Praktikumsplatz deine Kompetenzen weiter auszubauen, persönlichen Interessen nachzugehen und die Weichen für deine spätere Zukunft zu stellen. Du kannst in die Industrie gehen, z.B. in die Herstellung oder Forschung. Aber auch Krankenkassen, Krankenhausapotheken, Behörden oder ein Auslandspraktikum bieten sich an.

Lies dir auf Online-Jobbörsen (z.B. Stepstone, Monster) Stellenausschreibungen und Arbeitsfelder durch und checke, ob sich dies mit deinen Vorstellungen deckt. Darüber hinaus solltest du bei der Auswahl des Praktikums immer einen Schritt weiter denken. Wer eine Promotion plant, sollte sich an der Universität einen Praktikumsplatz suchen. Wer etwas ganz Ausgefallenes machen möchte, für den eignet sich eventuell ein Praktikumsplatz im Ausland.

Wichtig ist, dass du deinen Praktikumsplatz vor Antritt von deinem zuständigen Landesprüfungsamt anerkennen lässt, damit es hinterher keine negativen Überraschungen gibt.

Hinweise zum zeitlichen Bewerbungsprozess

Wer sich in einer begehrten Ausbildungsapotheke bewirbt, sollte sein Bewerbungsschreiben bis zu ein Jahr vorher persönlich bei der Apotheke abgeben. Dadurch erhält der Betreiber der Apotheker bereits  einen ersten Eindruck vom Bewerber.

Für einen Platz in einer Krankenhausapotheke ist es ratsam, seine Bewerbung schon ein bis zwei  Jahre vorher einzureichen.

Viele angehende Pharmazeuten absolvieren einen Teil ihres PJ in der Industrie. Die schriftliche Bewerbung sollte möglichst ein Jahr vor dem PJ versendet oder über das Online-Bewerbungsportal des jeweiligen Unternehmens eingereicht werden. Zum Bewerbungsschreiben gehören ein Lebenslauf, Bewertungsschreiben von Professoren und eine Auflistung absolvierter Praktika sowie ehrenamtlicher Tätigkeiten.

Gehalt und Vertrag

Das Tarifgehalt für das Praktikum in der öffentlichen Apotheke liegt bei 880 Euro. In der Industrie wird in der Regel mehr bezahlt. Hier liegen die Spannen je nach Standort und Stelle bis zu 40 Prozent über dem Tarif. Tipp: Wer eine PTA-Ausbildung hat, sollte für sich ein PTA-Gehalt von ca. 2.000 Euro aushandeln.

Der Praktikumsvertrag ist durch die Approbationsordnung geregelt. Große Unternehmen und Krankenhausapotheken haben in der Regel eigene Verträge. Tipp: Am besten nutzt du den Standardvertrag der Apothekergewerkschaft. In jedem Fall sollte unbedingt ein schriftlicher Vertrag aufgesetzt werden, der bei Unstimmigkeiten herangezogen werden kann.

Gut vorbereitet ins Bewerbungsgespräch

Der persönliche Eindruck, den ein Bewerber hinterlässt, ist wichtiger als seine Noten. Deshalb sollte sich der Bewerber unbedingt vorher Hintergrundinformationen über die Apotheke verschaffen. Das signalisiert Interesse. Kommunikationsfähigkeit ist ein weiteres entscheidendes Kriterium. Wer z.B. schon einmal gekellnert oder auf Messen gearbeitet hat, sollte dies unbedingt erwähnen. Fachfragen werden in der Regel nicht gestellt.

Tipp: Frage bitte nicht gleich nach Urlaub, das macht keinen guten Eindruck. Erkundige dich aber dringend nach deinen Aufgabengebieten, wie die Einarbeitung abläuft und wer dich ausbildet.
 

Fallstrick Nummer 1: Wir wollen es nicht hoffen, aber es kann passieren, dass jemand durch seine Prüfung fällt und diese wiederholen muss. Dadurch verschiebt sich automatisch der Termin für das PJ. Frag unbedingt in einem Nebensatz nach, was in diesem Fall mit dem Praktikumsplatz geschieht.

Fallstrick Nummer 2: Insbesondere in Unistädten vergeben manche Apotheken nur einjährige Praktikumsplätze. Darauf solltest du dich nur einlassen, wenn die Apotheke auch etwas Besonderes als Gegenleistung bietet, wie z.B. Fortbildungen oder ein eigenständiges Projekt, das du eigenständig  betreust.

Und wenn du dich doch falsch entschieden hast…

Es gibt leider kein Zurück. Wer die falsche Wahl getroffen hat, muss da durch. Das Tröstliche: Es dauert nur sechs Monate und auch eine schlechte Erfahrung ist eine Erfahrung, aus der du lernen kannst.

Tipp: Sollte wirklich gar nichts gehen, müssen alle Beteiligten mit der Auflösung des Praktikumsvertrages einverstanden sein - einschließlich des Landesprüfungsamtes.

Wie du dich selber noch einbringen kannst

  • Sei neugierig. Ich war sechs Monate lang in der medizinischen Wissenschaftsabteilung bei Merck. Das hat mir unfassbar gut gefallen und hat mich geprägt.
  • Nimm alles an, was man dir anbietet - von Aktionen bis zu Fortbildungen.
  • Sei risikobereit und trau dich z.B. zu einem Ortswechsel. Ich habe aus Bequemlichkeit eine Braunschweiger Apotheke als Praktikumsplatz gewählt, dabei hätte ich eine andere Stadt ausprobieren sollen. Das bedaure ich im Nachhinein.