Mit Schlange Kaa nach Kanada

Königspython
  • Studium & Lernen
  • 20.03.2017

Sechs verschiedene Praktika müssen Studenten der Veterinärmedizin absolvieren. Eins davon ist das große kurative Praktikum. Es dauert in der Regel 16 Wochen. Yvonne Vollmer hat sich entschieden, ihr großes Praktikum zu splitten und acht Wochen davon an einer Tierklinik in Kanada zu arbeiten. Warum ihre Wahl ausgerechnet auf Kanada fiel, erzählt die 28-Jährige im Interview.

An welchen kanadischen Kliniken hast du dich überall beworben?
Über Google hatte ich mir einige Kliniken in Toronto und Vancouver herausgesucht und diese angemailt und einen Lebenslauf von mir angehängt. Ich habe dann aber festgestellt, dass ein Auslandspraktikum in Kanada wegen der benötigten Arbeitsgenehmigung gar nicht einfach zu realisieren ist. Erst eine Klinik in Ottawa, die bereits Erfahrungen mit französischen Studenten hatte, schickte mir dann eine Zusage.

Das heißt, du hast jetzt eine Arbeitserlaubnis?
Nein, ich habe mich darum beworben. Die Arbeitsgenehmigung selber erhält man tatsächlich erst bei seiner Einreise.

Das klingt etwas abenteuerlich.
Ist es gar nicht. Ich werde die Genehmigung rechtzeitig vor Praktikumsbeginn im Mai 2018 bei International Experience Canada beantragen. Dazu muss ich meine Personendaten, eine Kontaktadresse in Ottawa und meinen Arbeitgeber angeben. Parallel dazu bestätigt die Klinik der Behörde, dass mein Praktikum gesichert ist. Das notwendige Einreisevisum habe ich mir schon online für rund 7 Kanadische Dollar besorgt. Die Kosten von rund 230 kanadischen Dollar für die Arbeitserlaubnis legt die Klinik zunächst aus, aber nach meinem Eintreffen zahle ich diese an die Klinik zurück. Das ist unser Deal.

Wo wirst du wohnen?
Ich werde mir entweder auf dem Campus im Studentenwohnheim ein Zimmer mieten oder eine Miniwohnung suchen, weil mein Mann mich zwischendurch besuchen kommt.

Wie teuer werden die zwei Monate insgesamt?
Alles in allem rechne ich mit bis zu 5.000 Euro. Ich arbeite aber nebenbei und werde mich um einen Zuschuss beim Deutsch Akademischen Auslandsdienst bewerben.

Glaubst du, dass sich das kanadische Tierklinikleben und von dem deutschen unterscheidet?
Ich habe während eines Kanadaurlaubes schon einmal eine Tierklinik in Vancouver besucht. Die Arbeitstechniken können sich schon unterscheiden, und es werden auch teilweise andere Wirkstoffe eingesetzt. So ist es beispielsweise in Kanada erlaubt, cannaboide Medikamente bei Krebs z.B. als Schmerzmittel einzusetzen. Man muss nicht wie bei uns oftmals Opiate verwenden, die auf Dauer stärker organschädlich sein können. Aber genau das finde ich spannend. Ich freue mich darauf, neue Behandlungsmethoden kennenzulernen sowie andere Arten der Problemlösung. Ich möchte meinen Blickwinkel erweitern und mein Fachenglisch ausbauen.

Hast du dich erkundigt, ob das Praktikum auch bei uns anerkannt wird?
Ja, ich bin in unser Studentensekretariat gegangen. Ich muss wie bei einem Praktikum in Deutschland nur den Nachweis vorlegen.

Was verbindet dich mit Kanada?
Mein Mann und ich haben einen großen Traum. Nach meinem Studium wollen wir nach Kanada auswandern. Deshalb ist es wichtig, dass ich kanadische Praktika vorweisen kann. Das wird es mir erleichtern, dort später einen Job zu finden.

Was fasziniert dich bzw. euch so an Kanada?
Wir haben schon mehrfach dort Urlaub gemacht und waren fasziniert von dem Land und der Mentalität der Menschen. Die Kanadier sind viel entspannter und offener als wir Deutschen.

Weißt du jetzt schon, ob du dich später auf eine Fachrichtung spezialisieren möchtest?
Ich möchte nach meinem Studium noch den Facharzt für Reptilien machen. Wir Tiermediziner sind zwar so aufgestellt, dass wir alle Tiere behandeln können. Aber ich möchte mich auf Reptilien spezialisieren.

Wow, das klingt wirklich speziell. Hast du ein Reptil oder woher kommt dein Faible?
Ich besitze seit 13 Jahren eine Königspython. Sie heißt Kaa, wie die aus dem Dschungelbuch.

Kommt Kaa auch mit nach Kanada?
Während des Auslandspraktikums nicht. Da bleibt sie in ihrem Terrarium. Da sie nur alle paar Monate etwas frisst, ist das auch kein Problem. Aber wenn wir auswandern, möchte ich Kaa natürlich mit nach Kanada nehmen. Bisher war sie gesund. Ich musste sie nur wiegen und messen, aber nicht behandeln. Ich hoffe, das bleibt so.