Philipps Gespür für Geld

  • Leben & Finanzen
  • 08.10.2018

Das Studium ist für die meisten eine finanzielle Durststrecke, bei vielen sind die Taschen leer, bevor der Monat vorbei ist. Medizinstudent Philipp erzählt, wie er das mit dem Geld geregelt bekommt.

Mediziner haben mit Finanzen nichts am Hut? Von wegen: Philipp (27) hat vor seinem Studium in Erlangen schon einen Bachelor in BWL gemacht. In Kürze beginnt sein Praktisches Jahr, das er zum Teil in der Schweiz absolvieren wird. Sein BWL-Wissen nützt dem gebürtigen Stuttgarter nicht nur privat: Auch in der Medizin-Fachschaft kümmert er sich um die Geldangelegenheiten. Wohin es später beruflich gehen soll, ist für Philipp noch offen: Er kann sich vorstellen, an der Universität zu arbeiten, sich in einer Praxis niederzulassen, ins Krankenhausmanagement oder in die Industrie zu gehen.
 

Wie finanzierst du dein Studium?

Zu etwa zwei Dritteln kommen meine Eltern dafür auf, den Rest verdiene ich mir dazu, unter anderem als studentischer Tutor. Da hat man selbst auch noch einen Lerneffekt.

Musst du jobben, um über die Runden zu kommen?

Zum Überleben müsste es nicht sein, aber ich möchte mir auch hin und wieder einen Urlaub leisten oder beim Ausgehen nicht so aufs Geld schauen. Viele Freunde von mir machen das ähnlich. Ich kenne aber auch einige, die während des Studiums ausschließlich von ihren Eltern finanziert werden.

Wofür gibst du das meiste Geld aus?

Für Miete und Lebensmittel. Mein WG-Zimmer kostet im Monat rund 450 Euro warm, Lebensmittel kaufe ich für um die 400 Euro. Kostspielig ist auch die Mobilität: Für Bahn- und Autofahrten in die Heimat gehen jeweils auch nochmal bis zu 50 Euro drauf.

Was ist mit Lernmitteln?

Teure Lehrbücher, abgesehen von Anatomieatlanten, sind für das Studium zum Glück in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr notwendig. Wir können die meisten Lehrbücher als E-Books über Online-Lernplattformen kostenlos nutzen – und zur Not kauft man sich gebrauchte Ausgaben auf Bücherflohmärkten.
 

Knapp bei Kasse

Soziologisch betrachtet sind die meisten Studierenden in Deutschland arm. Pro Monat verfügen sie im Mittel über 860 Euro, nachzulesen in der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Damit liegt der Durchschnitts-Studierende deutlich unter der Armutsgrenze von rund 970 Euro im Monat. Nicht jeder empfindet das als belastend – schließlich muss man seine Ansprüche nur temporär zurückschrauben und wird später als Akademiker mit einem höheren Einkommen belohnt. Für einen Teil der Studierenden ist das Thema aber durchaus ernst. So gibt knapp die Hälfte der Arbeiterkinder an, dass ihre Studienfinanzierung nicht gesichert ist. Das meiste Geld geben Studierende fürs Wohnen aus: im Schnitt 323 Euro monatlich – 17 Prozent mehr als 2009. Lebensmittel schlagen mit 168 Euro zu Buche, Lernmittel mit 20 Euro. Literatur und Studienmaterial sind damit knapp 40 Prozent günstiger als noch sieben Jahre zuvor.

Gibt es Situationen, in denen es doch finanziell eng wird?

Möglicherweise kann mir das im PJ passieren. Für Medizinstudierende ist diese Endphase der Ausbildung eine finanzielle Belastung, da man keine Zeit hat, nebenher noch Geld zu verdienen. In vielen Kliniken bekommt man fast kein Geld als PJ-Student, obwohl man den ganzen Tag mitarbeitet und zum Teil Schichtdienste übernimmt. Ich werde für diese Zeit sicher auf Geld zurückgreifen müssen, das ich über die Jahre zurückgelegt habe.

Kennst du dich mit Geldanlagen aus?

Einigermaßen. Ich habe im Studium immer mal wieder von meinen Rücklagen in einen Fondssparplan einzahlen können, damit das Ersparte nicht unverzinst auf der Bank liegt. In solchen Fragen profitiere ich von meinem BWL-Studium.

Wie stellst du dir deine Finanzen vor, wenn du später arbeitest?

Wenn ich über meine berufliche Zukunft nachdenke, spielt Geld eine untergeordnete Rolle. Als Assistenzarzt in der Klinik verdient man gemessen an der Wochenstundenzahl erst einmal nicht übermäßig viel. Aber spätestens als niedergelassener Facharzt bekommt man ein gutes Einkommen und muss sich finanziell eher wenig Sorgen machen. Das halte ich bei der großen Verantwortung und der langen Ausbildung aber auch für gerechtfertigt.