Konflikte? Sind lösbar!

Konflikt
  • Studium & Lernen
  • 23.01.2017

Krasser Konkurrenzkampf, rauer Ton und Rücksichtslosigkeit – bei sehr begehrten und beliebten Studiengängen kann es im Umgang härter zugehen, als die meisten es sich vorgestellt haben.  

Studenten der Heilberufe gehören zu denen, die auf der Schule überdurchschnittlich gut waren. Sie haben durch eine Kombination aus Ehrgeiz, Fleiß und Intelligenz die Mitschüler weit hinter sich gelassen. An der Uni sieht das plötzlich anders aus. Hier steht niemand automatisch an der Spitze – und alle wollen genau dahin, wollen mit Wissen glänzen, positiv auf die Dozenten wirken, sich von den Mitstudenten abheben. Dabei wird mit harten Bandagen gekämpft. Ein wissenschaftlicher Report der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gibt Auskunft über mögliche Mobbing-Motive. Dazu zählen das Äußern unerwünschter Kritik, Konkurrenz und Neid auf Qualifikation und Kompetenz.

Wichtig ist in so einem Fall, sich zu wehren. Der Konfrontation aus dem Weg zu gehen, ist keine Lösung. Damit begibt man sich in eine Opferrolle, die andere zum Weitermachen animiert. Bitte bei allen Gesprächen beachten: Kritisiere das Verhalten, aber nicht den Charakter deines Gegenübers. Egal, ob er ein Idiot ist, auf diese Weise machst du ihm klar, dass er dir als Person egal ist. Pragmatismus ist bei jedem Konflikt generell ein guter Ratgeber. Was du außerdem beachten solltest, erklärt Heide Straub. Sie hat eine Consulting Academy gegründet und arbeitet als Coach, Teamentwicklerin und Mediatorin.

 

Die Mitstudenten rollen mit den Augen oder wenden sich ab, wenn ich das Wort ergreife - was kann ich tun?
Es direkt ansprechen und mich dabei dumm stellen: Wie meint ihr das denn jetzt, was soll das? Ich  verstehe es nicht. Kommt etwas Freches zurück, weiter dumm stellen und sagen: Ich habe es immer noch nicht verstanden. Kannst du es mir noch mal erklären?

Jemand macht eine abschätzige Bemerkung über mich oder hinter meinem Rücken. Was mache ich?
Genau das gleiche wie bei abweisenden Gesten: Ansprechen und dumm stellen.

Der Kommilitone/Dozent redet mit mir, schaut mich aber nie direkt an. Wie ist das zu bewerten?
Begib dich immer wieder ins Blickfeld des Gegenübers. Auch hier gilt, es nicht zu persönlich zu nehmen, auch wenn du es als störend empfindest.

Wie spreche ich einen Konflikt am besten an?
So früh wie möglich und nicht impulsiv. Am besten, du gewinnst etwas Abstand und schläfst darüber. Wenn zwei- oder dreimal unangenehme Sachen mit der gleichen Person passieren, ist Zeit für ein klärendes Gespräch. Du kannst dich dabei an die www-Formel halten. Wahrnehmung-Wirkung-Wunsch. Also: Was habe ich gehört oder gesehen? Welche Wirkung hatte das? Hier allerdings besser nicht auf die Gefühlsebene eingehen, das würde dem Gegenüber nur Munition geben. Besser ist so was wie: „Da mache ich mir schon Gedanken.“ Und dann den Wunsch äußern, dass sich das Verhalten ändert.

Wenn sich ein Konflikt nicht lösen lässt - wie gehe ich mit der Ablehnung um?
Es ist immer eine gute Idee, Gleichgesinnte um sich zu scharen. Du solltest beherzigen, dass nicht jeder einen mag. Aber Respekt kannst du von jedem verlangen.

Wie erkenne, ich dass die Ablehnung Methode hat, also auf Mobbing hinausläuft?
Am besten wendest du dich an Vertraute, Familie oder Freunde und schilderst die Situation möglichst neutral, etwa mit den Worten: „Ich habe gehört, dass...“ Die Einschätzung der anderen ist wichtig. Alleine bekommst du einen realistischen Blick nicht hin und neigst dazu, dich in Problemen zu verrennen.

Es ist Mobbing – und nun?
Gibt es einen Haupttäter? Dann solltest du ihm/ihr unter vier Augen sagen: „Ich weiß, was du machst. Ich weiß, dass du mir schadest.“ Mit dem Wort „Mobbing“ solltest du vorsichtig sein. Man sollte erst mal Ausdrücke wie Schikanieren, Drangsalieren, Einschüchtern, Piesacken benutzen. Bekommst du zur Antwort: „Das musst du beweisen“, ist die Entgegnung: „Nein, ich muss gar nichts beweisen. Ich möchte, dass du damit aufhörst.“ Das sagst du immer wieder, wie eine Schallplatte mit Sprung. Damit begibst du dich aus der Opferrolle heraus. Gut ist, von Anfang an alles zu notieren und möglichst viel per Mail mit den entsprechenden Leuten zu kommunizieren. Alles Schriftliche sollte aufbewahrt werden. Ratsam ist es, ein Mobbing-Tagebuch zu führen, in denen die Vorfälle und die persönliche Reaktion darauf notiert werden. Das kann auch helfen, die Situation besser einzuschätzen. Auf keinen Fall zurückmobben.

Ich fühle mich von allen gemobbt, kann aber nicht ausmachen, wer der Anführer ist. Was kann ich tun?
Du kannst unter Kommilitonen streuen, dass du wissen würdest, woher das kommt. Gar nicht anklagend, sondern in einem Das-passiert-halt-Ton. Das nimmt den Mobbern die Macht. Oder du fragst die anderen: Wird über euch auch so getratscht? Ich bekomme hier ja so einiges mit. Das verunsichert.

Ist es eine gute Idee, die Uni, die AG zu wechseln, wenn kein Ausweg in Sicht ist?
Wenn es nicht besser wird, kannst du darüber nachdenken. Aber frage dich vorher: Mit welchen Problemen werde ich erneut kämpfen müssen? Die Dynamik in Konflikten ist oft immer dieselbe. Es trifft außerdem meist rationale Menschen, die gut auf der Sachebene sind, aber nicht gut auf der Beziehungsebene. Sie klinken sich gerne mal aus und das macht sie angreifbar. Besonders erfolgreiche Menschen haben es außerdem schwer, sie werden aus Neid angefeindet oder wirken als Konkurrenz bedrohlich.