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BWL-Aufbaustudium für Pharmazeuten: Business-Einmaleins neben dem Beruf

  • Beruf & Karriere
  • 23.08.2019

Wie managt man eine Apotheke? Das Pharmaziestudium bereitet kaum darauf vor – und Learning by Doing füllt nicht alle Wissenslücken. So sehen das jedenfalls Svenja Ambach, Adrian Arnold und Julian Bathke. Die jungen Pharmazeuten haben sich für ein BWL-Aufbaustudium entschieden. Was bringt die Nachhilfe?

Noch arbeitet Julian Bathke als angestellter Apotheker in einem Familienbetrieb: Die Lippe-Apotheke in Lippetal im Münsterland gehört seinen Schwiegereltern. Aber in einigen Jahren möchte er mit seiner Frau die Geschäfte übernehmen. Für diesen Schritt will sich der Nachfolger schon heute wappnen: „Apotheken-Inhaber haben einen hohen Konkurrenzdruck durch Onlinehändler und Drogerien, die Arzneimittel verkaufen. Wer das mit dem Management und dem Marketing nicht hinkriegt, wird schnell untergehen“, sagt der 28-Jährige. In einem einjährigen Aufbaustudium an der Hochschule Schmalkalden bildet er sich seit Herbst 2018 zum Apothekenbetriebswirt fort. Der berufsbegleitende Kurs vermittelt Business-Grundlagen, unter anderem Finanzen, Personalmanagement, Einkauf und Marketing.
 

Ohne BWL kommt man heute als Inhaber nicht weit, meint Julian Bathke
Foto: Lippe Apotheke, Lippetal
 

Verglichen mit dem Pharmaziestudium sei der Lernaufwand überschaubar, findet Julian. Im Lauf des Studienjahrs nimmt er sich sieben Mal je zirka eine Woche für Lehrveranstaltungen in Schmalkalden frei. An diesen Präsenztagen wird nicht nur frontal unterrichtet; die Teilnehmer erarbeiten sich den Stoff auch gemeinsam. „Die meisten Aufgaben sind praxisorientiert. Wir beziehen das Wissen direkt auf unsere Arbeit und entwickeln zum Beispiel Marketingkonzepte“, erzählt der Apotheker. Zu Beginn des nächsten Präsenz-Blocks wird der Stoff in Klausuren geprüft. Um sich vorzubereiten, nimmt sich Julian zwei, drei Tage Zeit, an denen er seine Notizen und die Fachliteratur durchgeht. „Das fühlt sich aber gar nicht an wie Lernen und ist eine Art Selbstläufer.“ Selbst das Betriebswirtschaftliche habe er schnell erfasst: „Ich hätte nie gedacht, dass ich in zwei Tagen lerne, eine Bilanz zu lesen.“ Sein Lieblingsthema ist die Absatzförderung. Julian hat bereits die Sichtwahl der Lippe-Apotheke so umgeräumt, dass die Kunden schneller bestimmte Präparate finden, beispielsweise ein Allergie-Mittel aus der Werbung, die sie als Laien eher an der Packung wiedererkennen. Die Verkaufszahlen gingen spürbar nach oben, berichtet er. „Das Studium kostet mich 3.300 Euro pro Semester, fängt aber schon jetzt an, sich auszuzahlen.“ 
 

Management berufsbegleitend

Aufbaustudien für Apotheker mit Chef-Ambitionen bieten folgende Hochschulen an:

Goethe Business School, Frankfurt am Main: Master of Pharma Business Administration (MBA)

Wirtschaftsakademie Deutscher Apotheker, Bayreuth: Praktischer Betriebswirt für die Pharmazie & MBA Health Care Management

Hochschule Schmalkalden: Apothekenbetriebswirt
 

Filialleiter Adrian Arnold: In die Chefrolle wächst man nicht einfach so hinein.
Foto: privat
 

Psychologie-Basics helfen im Personalgespräch

Adrian Arnold hat sich ebenfalls in Schmalkalden weitergebildet. Der Filialleiter der Raben-Apotheke in Bad Marienberg bei Siegen hat seine Führungsaufgabe während des Aufbaustudiums übernommen. „Ich wusste früh, dass mich die reine Handverkaufs-Tätigkeit auf Dauer nicht auslastet“, erklärt der 27-Jährige, der für 14 Mitarbeiter verantwortlich ist. „Mein ehemaliger Chef hat mich zwar an viele Aufgaben herangeführt. Aber als er weg war, habe ich erst gemerkt, was man alles beachten muss.“ Eine besondere Herausforderung war die Führungsrolle. „Da kommt morgens eine Krankmeldung rein und man muss neu planen. Man muss Mitarbeitergespräche führen, Teamsitzungen leiten, den Kollegen fachlich zur Seite stehen und auch mal Konflikte schlichten.“ Das Zusatzstudium habe ihm dabei geholfen. „Wir haben psychologische Modelle kennengelernt, die ich im Dialog mit Mitarbeitern nutze, etwa das Vier-Seiten-Modell der Kommunikation. Ich gehe seitdem viel reflektierter an Gespräche heran und kann den Verlauf besser steuern, gerade wenn es emotionaler zugeht.“

Gleichgesinnte stärken das Selbstvertrauen

Praktisch anwenden lässt sich nicht nur das Seminarwissen, sondern auch die Tipps von anderen Kursteilnehmern. Svenja Ambach absolviert ein dreisemestriges Aufbaustudium der Wirtschaftsakademie Deutscher Apotheker (WDA) an der Universität Bayreuth. Das Angebot „Praktischer Betriebswirt für die Pharmazie“ der WDA besteht seit 25 Jahren und war das erste seiner Art in Deutschland. Es bietet die Möglichkeit, mit nur einem Zusatzsemester den MBA Health Care Management zu erwerben. Während der Präsenztage trifft Svenja Pharmazeuten aus allen Teilen Deutschlands. Ohne Angst vor Konkurrenz unterhält man sich darüber, was in der eigenen Apotheke gut funktioniert und was nicht. „Man lernt zum Beispiel neue Tricks fürs Computersystem oder wie man das Qualitätsmanagement-Handbuch noch besser führt“, erzählt die 26-Jährige, die als Angestellte in der Apotheke ihrer Mutter arbeitet, aber so bald wie möglich gründen will. „Wir sind eine starke Gemeinschaft. Das gibt einem noch mehr Selbstbewusstsein, später eine Apotheke zu leiten. Ich denke, dass der Kontakt auch über das Studium hinaus bestehen bleibt.“ Adrian jedenfalls hat sich ein dauerhaftes Netzwerk aufgebaut. Zweimal jährlich finden Ehemaligen-Treffen statt, und er pflegt weiterhin Kontakt zu einzelnen Mitstudenten und Referenten.
 

Svenja Ambach hofft, dass ihr Apotheker-Netzwerk aus dem Kurs an der WDA-Akademie in Bayreuth über die Studienzeit hinaus Bestand haben wird. Foto: privat

 

Langfristig planen zu müssen, obwohl sich die Rahmenbedingungen für das Geschäft schnell ändern können – für die drei jungen Pharmazeuten ist das Aufbaustudium ein Weg, diesem Dilemma zu begegnen. „Wir haben zum Beispiel keine Sicherheit, wie die Honorardiskussion weitergeht“, betont Julian. „Als Apotheker muss man wissen, an welchen Schrauben man drehen kann, um trotzdem erfolgreich zu sein. Das Aufbaustudium lege ich jedem ans Herz, der auch in zehn Jahren noch in seiner Apotheke stehen möchte.“
 

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