Auf den Zahn gefühlt – Was macht eigentlich eine Endodontologin?

Berufsbild Endontologe
  • Beruf & Karriere
  • 30.10.2017

Au Backe! „Sie brauchen eine Wurzelkanalbehandlung!“ Wenn ein Zahnarzt diesen Satz sagt, reagieren die meisten Menschen erst einmal mit Schnappatmung und Schweißausbruch. Ängste, die Barbara Krug von Patienten kennt, die das erste Mal zu ihr kommen. Die Leiterin der Endodontie in der „Pluszahnärzte®“ – Praxis in Düsseldorf hat sich auf die Behandlung von Zahnwurzelerkrankungen spezialisiert.

Das Gute an ihrer Methode: Nach einem endontologischen Eingriff sind in der Regel nicht nur die Schmerzen der Patienten verschwunden, auch die betroffenen Zähne können dadurch erhalten bleiben. Im Interview erklärt Barbara Krug, warum sie sich für die Fachrichtung Endodontologie entschieden hat und welche besonderen Fähigkeiten man dafür braucht. Weitere Infos findest du in unserem Steckbrief.

Frau Krug, was macht eigentlich eine Endodontologin?

Endodontologen sind auf Wurzelkanalbehandlungen spezialisiert. Mit speziellen Instrumenten wie einem Hightech-Operationsmikroskop können wir durch das Zahninnere bis in die feinsten Verästelungen der Wurzelkanäle durchdringen und das entzündete Gewebe dort genau orten und behandeln. Jede Behandlung zielt in erster Linie darauf ab, den natürlichen Zahn zu erhalten. Die Spezialisierung gibt es in Deutschland erst seit 2010. Die ersten deutschen Endodontologen haben ihre Facharztausbildungen noch in den USA gemacht.

Was können Sie, das ein normaler Zahnarzt nicht kann?

Oft sind die Wurzelkanäle sehr eng oder so stark gekrümmt, dass der Zahnarzt mit seinen herkömmlichen Geräten nicht weiterkommt. Immer wieder werden mir Patienten überwiesen, weil die erstbehandelnden Zahnärzte die Wurzelkanäle nicht finden konnten. Oder weil sie es einfach nicht geschafft haben, bis nach unten an die Wurzelspitze zu gelangen. In solchen Fällen ist  es sinnvoll, die Behandlung von einem Spezialisten durchführen zu lassen. Aber es kommen natürlich auch Patienten sofort zu uns, die von unserem Fachbereich wissen. Unsere Technik hilft uns dabei, alle Feinheiten deutlich zu erkennen. Und was gut sichtbar ist, lässt sich auch gut behandeln.

Welche Kompetenzen muss man mitbringen, um in Ihrem Beruf gut zu sein?

Man braucht viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Und es hilft, detailverliebt zu sein, weil es eben um diese kleinen Strukturen geht. Ein gewisser Perfektionismus und die Fähigkeit, sehr präzise zu arbeiten, helfen dabei. Emotionale Kompetenz sollte man auch mitbringen. Zumal viele Horrorgeschichten über Wurzelkanalbehandlungen herumgeistern. Ich versuche deshalb immer, einfühlsam zu sein und verständnisvoll mit den Ängsten der Patienten umzugehen. Ich erkläre ihnen  ausführlich jeden einzelnen Behandlungsschritt und nehme mir Zeit für ihre Fragen, um ihnen unnötige Sorgen zu nehmen.  

Wie sind Sie persönlich zur Endodontologie gekommen?

Nach dem Examen habe ich erst einmal zwei Jahre als Zahnärztin gearbeitet und die Weiterbildung dann berufsbegleitend über die Donau-Universität Krems absolviert. Das ist zwar eine österreichische Universität, sie betreibt aber auch ein Bildungszentrum in Bonn. Das war die erste Möglichkeit, sich in Deutschland im Fachbereich Endodontie fortzubilden. Im Gegensatz zur Oralchirurgie oder Kieferorthopädie gibt es für die Endodontologie noch keine geregelte Facharztausbildung in Deutschland. Die Weiterbildung habe ich deshalb mit dem Master of Science abgeschlossen.

 

Berufsbegleitende Weiterbildung - das klingt nach einer stressigen Zeit…

Das ließ sich eigentlich gut bewältigen. Insgesamt hat das berufsbegleitende Studium drei Jahre gedauert. Die Klausuren und die einzelnen Master-Module fanden meistens an den Wochenenden statt, so dass ich das Studium und meine damalige Vollzeit-Tätigkeit als angestellte Zahnärztin gut miteinander verbinden konnte.

Erst zwei Jahre arbeiten, dann spezialisieren – würden Sie diesen Weg auch anderen empfehlen?

Ja, ich finde es sinnvoll, sich nach dem Studium erst einmal einen Gesamteindruck zu verschaffen. Erst, wenn man die komplette Zahnmedizin einmal kennenlernt hat, stellt sich heraus, wo die eigenen Stärken und Vorlieben sind. Ich denke, dass man dies nach ein bis zwei Jahren gut herausfinden kann. Dann ist auch der richtige Zeitpunkt gekommen, um sich auf ein Fachgebiet zu spezialisieren.

Was macht die Endodontologie für Sie spannend?

Dass man ganz andere Möglichkeiten in der Behandlung hat. Wäre ich als "normale" Zahnärztin tätig, könnte ich es mir nicht erlauben, das ganze Fach-Equipment zu kaufen. Gerade das Mikroskop oder die Instrumente, die wir für eine endodontologische Behandlung benötigen, sind sehr teuer. Es dauert eine ganze Zeit, bis sich das amortisiert. Ich mache diese Arbeit bereits seit über zehn Jahren und habe diesen Schritt nie bereut. Jede Behandlung ist immer wieder eine neue Herausforderung. Es wird nie langweilig!

 

Steckbrief

Weiterbildungszeit

Das Studium, das Barbara Krug an der Universität Krems absolviert hat, gibt es in dieser Form nicht mehr. Dafür bietet die Düsseldorf Dental Academy der Heinrich-Heine-Universität den ersten Masterstudiengang im Fachbereich Endodontologie seit 2010 in Deutschland an. Der berufsbegleitende viersemestrige Studiengang richtet sich an Zahnmediziner, die eine mindestens zweijährige Berufserfahrung haben. Nach erfolgreichem Abschluss wird der Titel Master of Science (MSc.) verliehen. Die Kursgebühren für das gesamte Studium betragen ca.  26.800 Euro.

 Berufsaussichten

Jedes Jahr werden über acht Millionen Wurzelkanalbehandlungen in Deutschland durchgeführt! Die Berufsaussichten für Endodontologen sind also sehr gut

Weitere Informationen

Mehr Informationen über den Tätigkeitsbereich erhältst du auf dem Webportal der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e.V.